© Christian Dreifert

Die Kleine Königslibelle

Naturpark-Tier 2024

Ihr Name weckt vielleicht falsche Erwartungen – denn die Kleine Königslibelle ist eine der größten Libellen Mitteleuropas. Sie kann über 7 cm lang werden und eine Flügelspannweite von fast 11 cm erreichen. Da aber eine nahe Verwandte, die Große Königslibelle, etwas stattlicher wird, wurde ihrem Namen das Adjektiv „Klein“ vorangestellt.
Beide gehören zu den 57 Libellenarten, die sich in Schleswig-Holstein derzeit regelmäßig fortpflanzen. Das war allerdings nicht immer so: Noch bis vor wenigen Jahrzehnten wurden sowohl von Großer als auch von Kleiner Königslibelle nur einzelne Tiere hier gesichtet. Doch ab Mitte der 1990er Jahre tauchte plötzlich zunächst die Große Königslibelle in weiten Teilen Schleswig-Holsteins auf und ab 2010 die kleine Schwester.
Viele Libellenarten reagieren schnell auf sich verändernde Umweltbedingungen. Der Anstieg der mittleren Jahrestemperaturen im Zuge des Klimawandels ermöglicht es offenbar den beiden wärmeliebenden Arten, ihren Lebensraum weit nach Norden auszudehnen. Die Kleine Königslibelle wurde mittlerweile sogar schon in Finnland nachgewiesen. Ihr riesiges Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Westeuropa und Nordafrika durch Asien und reicht bis Japan.

 

Libellen-Poster & Postkarten - und Poster und Postkarten verschiedener anderer Naturpark-Tiere aus den vergangenen Jahren - können kostenlos in der Geschäftstelle abgeholt werden (telefonische Voranmeldung wird erbeten, Tel.: 04521/ 7756540). Schulen und KiTas senden wir Postkarten und Plakate mit umfangreichem Hintergrundwissen zu Tieren und Lebensraum auf Anfrage auch postalisch zu.

Liebhaberin der Seen

Sie mag große Wasserflächen und lebt bei uns vor allem in der Nähe größerer Seen. Besonders, wenn diese einen vielfältigen Uferbewuchs mit Schwimmblattpflanzen, wie Teichrosen oder Laichkräutern und einen Röhrichtgürtel am Ufer und im Flachwasser, der z.B. aus Schilf oder Großseggen besteht, aufweisen. Geeignete Seen findet die Kleine Königslibelle gerade im Naturpark Holsteinische Schweiz vor, weshalb es hier, neben dem Gebiet der Lauenburgischen Seen, die meisten Sichtungen in Schleswig-Holstein gibt. Beobachtungen im Naturpark gelangen z.B. am Stocksee, Vierer See, Großen Plöner See, Trammer See, Suhrer See, Schluensee, Selenter See, Großen Segeberger See und an den Lebrader Teichen.
Die beste Chance, an einem dieser Gewässer eine Kleine Königslibelle anzutreffen, besteht in der Zeit von Ende Juni bis Mitte Juli bis in die Abendstunden; einzelne Tiere können auch schon Anfang Juni und sogar noch Ende Oktober unterwegs sein. Meist wird man ein Männchen sichten, das in schnellem, rastlosem Flug über dem Gewässer hin- und herfliegt und dabei nach Weibchen und artgleichen Männchen Ausschau hält. Letztere werden sofort angegriffen mit dem Ziel, sie zu vertreiben. Die Weibchen fliegen nur zur Paarung und Eiablage an die Gewässer und halten sich sonst abseits, z.B. an Waldrändern oder Knicks auf und suchen nach Nahrung in Form von Fluginsekten.

 

© Dr. Walter G. Eberle

Im Paarungsrad vereint

Trifft eine männliche Kleine Königslibelle am Gewässer auf ein Weibchen, kommt es in der Regel zur Paarung. Dabei ergreift das Männchen mit den Hinterleibsanhängen das Weibchen an einer Stelle am Hinterkopf. Dieser Mechanismus nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip ist bei jeder Libellenart unterschiedlich geformt und verhindert weitgehend, dass sich verschiedene Arten untereinander paaren. Als Tandem fliegt das Paar meist in die angrenzende Ufervegetation, wo die Kopulation in der für Libellen typischen Formation, dem Paarungsrad, erfolgt. Das Rad entsteht dadurch, dass das Weibchen, immer noch im „Zangengriff“ des Männchens, den eigenen Hinterleib mit der Geschlechtsöffnung an dessen Ende nach vorne krümmt und diese mit dem Begattungsorgan des Männchens koppelt, das sich am Hinterleib, kurz hinter dem Brustteil befindet. Im Anschluss fliegen die beiden wieder im Tandemflug zum Gewässer, wo das Weibchen die Eier einzeln in lebende oder tote Pflanzenteile nahe der Wasseroberfläche sticht. Im Unterschied zu fast allen anderen Arten der Familie der Edellibellen bei uns, bleiben Männchen und Weibchen dabei in der Regel als Tandem verbunden.

Die längste Lebensphase – Das Larvenstadium

Aus den Eiern schlüpfen nach etwa drei Wochen unbewegliche Vorlarven, die sich nach kurzer Zeit häuten und zu Larven weiterentwickeln. Die Larven sitzen und krabbeln versteckt in Wasserpflanzen oder am Grund und machen Jagd auf alles, was sie bewältigen können. Libellenlarven haben dafür eine Fangmaske entwickelt, die sie blitzschnell ausklappen können und so Wasserflöhe, Mückenlarven, Kaulquappen und andere Wassertiere greifen. Nach mehreren Häutungen und bis zu zwei Jahren Entwicklungszeit sind die Larven der Kleinen Königslibelle über 5 cm lang. In Schleswig-Holstein meist im Juni und Juli, klettern diese großen Larven nach Einbruch der Dunkelheit aus dem Wasser in die Ufervegetation und verharren dort. Die Larvenhaut reißt am Rücken auf und die Libelle schiebt sich langsam heraus. Die Flügel liegen noch als kleine, gefaltete Pakete am Körper an. Hat sie sich befreit, werden die Flügel zunächst mit Hämolymphe, dem „Blut der Insekten“ aufgepumpt und der Hinterleib gestreckt. Nun dauert es noch mehrere Stunden, bis die Libelle zum Jungfernflug abhebt. Sie entfernt sich von ihrem Heimatgewässer und verbringt die sogenannte Reifezeit bis zur Geschlechtsreife an sonnigen und windgeschützten Orten, wo sie viele Fluginsekten erbeuten kann - von der Mücke bis zur Libelle, die nur wenig kleiner ist, als sie selbst. Zur Paarung kehrt sie an ein passendes Königslibellen-Gewässer zurück. Das Leben als flugfähiges Tier währt maximal drei Monate.

 

© www.waldschrat-online.de

Gewinner und Verlierer

Die Kleine Königslibelle gilt in Schleswig-Holstein als ungefährdet, da ihr Bestand zunimmt und ihre bevorzugten Gewässer aufgrund des großen Wasservolumens weniger bedroht sind als Kleingewässer. Sie profitiert hier zumindest momentan offenbar auch von dem sich erwärmenden Klima. Ob sie dies auch in Zukunft tun wird, weiß niemand.
Weil die verschiedenen Libellenarten ganz unterschiedliche Ansprüche an ihre Umwelt haben, gibt es auch jetzt schon Verlierer dieser Entwicklung, da z.B. deren Larven auf höhere Wassertemperaturen empfindlich reagieren oder kleine und flache Fortpflanzungsgewässer benötigt werden, die immer häufiger austrocknen. Während die Bestände vieler schleswig-holsteinischer Libellen zugenommen haben oder stabil geblieben sind, ist auch annähernd die Hälfte der Arten seltener geworden; einige sogar ausgestorben. Wichtige Faktoren für den Rückgang sind Nährstoff- und Pestizideinträge in die Fortpflanzungsgewässer aus der konventionellen Landwirtschaft, die Entwässerung von Mooren sowie land- und forstwirtschaftlichen Flächen oder die Kanalisierung und zu intensive, maschinelle Räumung und Mahd von Fließgewässern und Gräben. Nicht nur Libellen profitieren sehr, wenn eine Umstellung auf schonende Fließgewässerunterhaltung erfolgt oder, wo möglich, diese ganz eingestellt wird und kanalisierte Bäche und Flüsse wieder einen kurven- und strukturreichen Verlauf bekommen. Breite Pufferstreifen um Gewässer, die auf landwirtschaftlichen Flächen liegen, verringern die Einträge von Nährstoffen und Pestiziden. Bei der Wiedervernässung trockengelegter Moore und der Neuanlage und Sanierung von Kleingewässern sind Libellen ebenfalls große Profiteure.

 

Unterstützung der Vielfalt

Sie haben eine Fläche im Gebiet des Naturparks Holsteinische Schweiz, auf der ein Gewässer neu angelegt oder saniert werden könnte? Die Libellen und wir freuen uns über einen Anruf beim Naturparkverein unter 04521 77 56 543 oder eine e-mail!

Oder haben Sie beim Spaziergang Libellen gesichtet und vielleicht schon bestimmt? Arne Drews vom Landesamt für Umwelt des Landes Schleswig-Holstein (LfU) nimmt gerne Libellen-Meldungen entgegen. Ideal ist eine E-Mail mit einem Foto der Libelle(n) und Angaben zu Ort und Datum der Aufnahme sowie Anzahl der Tiere an die Adresse: Arne.Drews@lfu.landsh.de

Der haupt- und ehrenamtliche Naturschutz sowie die Wissenschaft sind auf die Verbreitungsdaten zu unseren heimischen Arten angewiesen. So können z.B. bei Bestandsrückgängen rechtzeitig Schutzmaßnahmen ergriffen bzw. erarbeitet werden.
Als Bürgerwissenschaftler*in können Sie helfen diese Daten zu sammeln: Auf der Webseite Observation.org haben Sie die Möglichkeit, sich kostenlos zu registrieren und entweder dort oder über eine App, die auf der Seite zum Download bereitsteht, Ihre Beobachtungen mit der Welt zu teilen. Die App hilft sogar dabei, per Bilderkennung Ihre Funde automatisch zu bestimmen! Näheres unter: www.observation.org

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