© Dietmar Nill

Der Große Abendsegler

Naturpark-Tier 2005

Der Große Abendsegler ist mit einer Flügelspannweite von 32-40 cm und einem Gewicht von 19-40 g die größte Fledermaus in Schleswig-Holstein. Man erkennt sie vor allem an dem einfarbig rostbraunen und samtartig (speckig) glänzenden Rückenfell. Auffällig sind die kurzen, breiten, annähernd dreieckigen Ohrmuscheln. Die Flughaut, sowie die Haut der Ohren und der bulligen Schnauze sind schwarzbraun gefärbt. Die Flügel laufen an den Spitzen schmal zu. Verwechseln kann man den Großen Abendsegler leicht mit dem kleinen Abendsegler, von dem es jedoch im Umfeld des Naturparks bisher nur einen aktuellen Nachweis gibt.

In Europa ist der Große Abendsegler weit verbreitet. Im Norden und Osten Mitteleuropas liegt der Verbreitungsschwerpunkt. Der Große Abendsegler erreicht in den Tieflandgebieten Deutschlands seine höchsten Dichten in der Sommerverbreitung. In Schleswig-Holstein stellen die Bereiche der  Jungmoränenlandschaft optimale Habitate dar. Dort sind nahezu alle Gebiete mit älteren Baumbeständen von Abendseglern besiedelt. Im Naturpark gibt es stetige Nachweise aus Kastenkontrollen aus dem Raum Kasseedorf, Plön, Eutin, zwischen Heidmoor und Ahrensbök und Bad Segeberg.

Wusstest du schon,

… dass der Große Abendsegler zwischen Sommerlebensraum und den Winterquartieren bis zu 1.000 km zurücklegen kann?

… dass der Große Abendsegler durch seine langen schmalen Flügel in der Lage ist, eine Fluggeschwindigkeit von bis zu 50 km/h zu erreichen?

… dass der Große Abendsegler beim Ausstoßen von Ultraschallauten einen Schalldruck erzeugt, der mit dem eines Presslufthammers vergleichbar ist?

… dass die männlichen Abendsegler im Spätsommer aus Baumhöhlen heraus ein Liebeslied für vorüberfliegende Weibchen „singen“ und ihr besetztes Höhlenquartier von außen und innen vollkommen mit einem moschusartigen Drüsensekret „eindieseln“?

 

© Matthias Göttsche

Abendseglerforschung im Naturpark

Die Forschung und der Schutz des Großen Abendseglers haben im Naturpark eine lange Tradition. Schon 1968 begann das Ehepaar Dieterich in Waldgebieten des Ostholsteinischen Hügellands mit der systematischen Erfassung dieser heimlichen Tiere. Obwohl Quartiere von Großen Abendseglern schon aus Baumhöhlen bekannt waren, besiedelten die ersten Abendsegler künstliche Fledermaushöhlen im Jahr 1981. In den 90´er Jahren gelang es in Zusammenarbeit mit Wilhelm Diestel aus Kasseedorf einen Fledermauskasten zu entwickeln, der auf die Quartierbedürfnisse des Großen Abendseglers genau abgestimmt ist. Dieser wird im Handel vertrieben und inzwischen europaweit erfolgreich von Fledermausfreunden eingesetzt. Dabei hat es sich bewährt, neben Fledermauskästen auch Meisenkästen zu hängen. Sonst ziehen nicht erwartete Vögel wie Meisen und Sperlinge als Untermieter ein. Durch die neue Entwicklung kam es zu einem sprunghaften Anstieg der Großen Abendseglerpopulationen in den betreuten Gebieten und diese Art rückte immer mehr in den Fokus von Forschungsprojekten.
 

Abendsegler beobachten aber wo?

Große Abendsegler können bei gutem Wetter und wenig Wind kurz nach Sonnenuntergang beobachtet werden. Meistens führt ihr Flugweg direkt aus dem Wald hinaus in offenere Landschaften, in denen sie nach Insekten jagen. Stadtzentren ohne Grünstrukturen sowie versiegelte, dicht bebaute Siedlungsflächen werden kaum aufgesucht. Durch die hohe Mobilität der Art werden je nach Saison und Nahrungsangebot lokale Bereiche mit hohen Insektendichten gezielt angeflogen, auch wenn sie weit mehr als 10 km entfernt liegen. An diesen guten Jagdplätzen sind dabei oft mehrere Abendsegler gleichzeitig auf Insektenfang. Erkennen kann man die Großen Abendsegler an ihrem schnellen Flug –oft über Baumwipfelhöhe- und ihren langen schmalen Flügeln. Oft werden sie auf den ersten Blick für Mauersegler gehalten. Menschen mit einem guten Gehör, besonders Kinder, können die niederfrequenten Soziallaute der Tiere im Flug hören. Bei einem Tagesspaziergang in naturnahen alten Buchenwäldern des Naturparks können auch noch bis zu ca. 40 m entfernt von Abendsegler-Quartieren scharfe Zwitscher- oder Zirplaute gehört werden. Bei den vom Naturpark angebotenen Fledermaus-Safaris können Fledermäuse mit etwas Glück beobachtet und ihre Laute mithilfe von "Bat-Scannern" hörbar gemacht werden.

© Solvin Zankl

Beringung

Der Biologe Carsten Harrje aus Kiel beringte über fünf Jahre (1998 bis 2002) in einem Waldgebiet bei Plön 2.500 Abendsegler, um den Zusammenhang von Sommer- und Winterkolonien herauszufinden. An einigen Standorten werden die Tiere von ihm und dem Biologen Karl Kugelschafter sogar mit Lichtschranken, Temperatursensoren und Infrarotvideokameras beobachtet, um mehr über das Verhalten und die Lebensweise des Großen Abendseglers zu erfahren. Die Pionierarbeit des Ehepaars Dieterich und die vielen Forschungsvorhaben zum Schutz und Verhalten des Großen Abendseglers haben dazu geführt, dass unsere heimischen Abendsegler unter Fledermausfreunden in ganz Deutschland bekannt geworden sind.

Sommervorkommen

© Matthias Göttsche

Im Bereich des Naturparks sind für diese Waldfledermausart Ihre bevorzugten Sommerquartiere in Höhlen, Stammausfaulungen und -aufrissen an Bäumen typisch. Während die Männchen einzeln oder in Junggesellentrupps im Sommergebiet umherschweifen, beginnen die Weibchen bis Mitte Mai sich in Wochenstubenkolonien zu sammeln. Diese können aus 20-60, manchmal aus bis zu 100 Tieren bestehen. Die Weibchen bringen kurz darauf ihre Jungen zur Welt. Zwillinge sind bei Abendseglern die Regel, einige Weibchen bekommen ein Junges oder aber in Ausnahmefällen drei Junge. Wie bei allen Fledermausarten wachsen die Jungen in der Stillzeit schnell heran und sind Anfang bis Mitte Juli flügge.

Überwinterung und Wanderverhalten

Abendsegler können im Frühjahr, sowie im Frühherbst Wanderflüge über weite Strecken ausführen. In Schleswig-Holstein ist jedoch ein großer Teil der Population ortstreu und hält in der Nähe der Sommerlebensräume in Baumhöhlen, Fledermauskästen oder Gebäuden Winterschlaf. Carsten Harrje konnte dies in seinem Forschungsprojekt bei Plön nachweisen. Einige „Ringträger“ aus Plön wurden noch in dem mit ca. 6.000 Überwinterern größten bekannten Winterquartier des Großen Abendseglers in Schleswig-Holstein, der Levensauer Hochbrücke bei Kiel, gefunden. Baumhöhlenüberwinterungen sind auch aus dem südlichen Teil des Naturparks nahe Bad Segeberg und nahe des Heidmoores bekannt. In einer großen Baumhöhle können ohne weiteres mehrere hundert Tiere den Winter verbringen. Carsten Harrje stellte ebenfalls fest, dass die großen Wintergemeinschaften nur von kurzer Dauer sind. Die Tiere kommen erst in der letzten Novemberwoche zusammen und verlassen die Gemeinschaft schon Ende Februar. 

Maßnahmen zum Schutz des Großen Abendseglers:

© Matthias Göttsche

 

 

Erhaltung von naturnahen Waldgebieten mit hohem Altholzanteil und parkartigen alten Baumbeständen in Dörfern und Städten

Mindestens 10 Höhlenbäume pro Hektar Waldfläche. Schutz der Höhlenbäume vor Abholzung, da sie den Tieren als Fortpflanzungsstätte, Paarungsquartier und Überwinterungsplatz dienen.

Verzicht von Insektizideinsätzen in Wäldern

Übergangsweise Förderung und Ansiedlung von Abendseglerkolonien in naturfernen Nadelwäldern und jungen Waldgebieten ohne ausreichendes natürliches Höhlenangebot durch künstliche Fledermaushöhlen

Entwicklung und Förderung von natürlichen und extensiv bzw. nachhaltig genutzten Landschaften als insektenreiche Nahrungsräume

Erhaltung von barrierefreien Wanderkorridoren

 

Beobachtungstipp

Große Abendsegler können bei gutem Wetter und wenig Wind kurz nach Sonnenuntergang beobachtet werden. Meistens führt ihr Flugweg direkt aus dem Wald hinaus in offenere Landschaften, in denen sie nach Insekten jagen. Stadtzentren ohne Grünstrukturen sowie versiegelte, dicht bebaute Siedlungsflächen werden kaum aufgesucht. Durch die hohe Mobilität der Art werden je nach Saison und Nahrungsangebot lokale Bereiche mit hohen Insektendichten gezielt angeflogen, auch wenn sie weit mehr als 10 km entfernt liegen. An diesen guten Jagdplätzen sind dabei oft mehrere Abendsegler gleichzeitig auf Insektenfang. Erkennen kann man die Großen Abendsegler an ihrem schnellen Flug –oft über Baumwipfelhöhe- und ihren langen schmalen Flügeln. Oft werden sie auf den ersten Blick für Mauersegler gehalten. Menschen mit einem guten Gehör, besonders Kinder, können die niederfrequenten Soziallaute der Tiere im Flug hören. Bei einem Tagesspaziergang in naturnahen alten Buchenwäldern des Naturparks können auch noch bis zu ca. 40 m entfernt von Abendsegler-Quartieren scharfe Zwitscher- oder Zirplaute gehört werden.

AG Fledermausschutz & Fledermausmonitoring

Die NABU Arbeitsgruppe Fledermausschutz und -forschung S-H (AGF) ist eine Projektgruppe. Sie steht nicht im Wettbewerb mit anderen Organisationen, sondern sucht die zielgerichtete Zusammenarbeit mit allen Interessierten. Die AGF bietet Beratung und Unterstützung bei allen Fragen des Fledermausschutzes. Viele Fragen zur Lebensweise der heimischen Fledermäuse, ihren Lebensraumansprüchen, und ihrem sozialen Verhalten sind noch nicht geklärt. Selbst ihre Verbreitung innerhalb S-H ist oft nicht genau bekannt. Im Vordergrund der Forschungen stehen bisher Projekte, die neue Erkenntnisse zur Ökologie der Fledermäuse liefern. Die Ergebnisse haben oft direkte Schutzmaßnahmen und weitere Projekte zur Folge. Ziel der AGF ist es, Sommer- und Winterquartiere dauerhaft zu erhalten, zu sichern und neu zu schaffen. Ebenfalls soll im Hinblick auf die Lebensraumansprüche in die Richtung einer „fledermausfreundlichen“ Kultur-/ Naturlandschaft hingewirkt werden. Weitere Informationen zur Arbeitsgruppe erhalten Sie unter: www.fledermausschutz-sh.de, www.NABU-SH.de

Fledermausmonitoring
In Schleswig-Holstein werden Fledermausdaten zentral bei der Faunistisch-Ökologischen Arbeitsgemeinschaft gesammelt und verwaltet. Weiterhin werden Forschungsarbeiten koordiniert und durchgeführt. Auch ehrenamtlich interessierte Personen können mit der Koordinationsstelle in Kontakt treten, um sich zu informieren oder an praktischen Projekten zu den heimischen Fledermäusen mitzuarbeiten.
Kontakt:
Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V.
AG Wirbeltiere
Fledermausmonitoring Schleswig-Holstein,
Dipl. Ing. (FH) Matthias Göttsche
Olshausenstraße 75
c/o Institut für Natur- und Ressourcenschutz der Uni Kiel
24118 Kiel

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