© Avalon.red Alamy Stock

    Naturpark-Tier 2025

Die Haselmaus

 

Erstmals wurden für das Jahr 2025 drei Tiere nominiert, aus denen alle Naturbegeisterten das Naturpark-Tier 2025 wählen konnten. Die Vorschläge hätten nicht vielfältiger sein können: Zur Wahl standen der Neuntöter, ein Zugvogel, der sich vom Frühjahr bis zum späten Sommer in unserer Region heimisch fühlt; die Goldwespe, die zu den schillerndsten Insekten im Naturpark gehört und die Haselmaus, die eigentlich gar keine Maus ist, aber am Ende trotzdem die Nase vorn hatte!

Das beliebte Kalender-Plakat mit dem Naturpark-Tier ist ab Januar 2025 an den bekannten Ausgabestellen im Naturpark und in der Geschäftsstelle in Eutin erhältlich. Ab Frühjahr 2025 wird es auch verschiedene Postkarten mit der Haselmaus geben. Vorab gibt es hier bereits das neue Kalenderplakat mit viel Wissenswertem über die Haselmaus zum Download und noch mehr Infos im Text auf dieser Seite.

© Carsten Pusch / NABU

Der Schein trügt

Sie heißt Maus und sieht auf den ersten Blick auch so aus. Doch die Haselmaus gehört zu den Bilchen und ist näher mit dem Eichhörnchen verwandt als mit einer echten Maus. Mit dem Siebenschläfer, dem Garten- und dem Baumschläfer gibt es noch drei weitere Bilche in Deutschland; in Schleswig-Holstein kommen sie allerdings nicht vor. Allen vier Bilchen gemeinsam ist ihr dicht behaarter Schwanz, der sie von den hiesigen Mäusen unterscheidet und der lange Winterschlaf, weshalb sie auch Schlafmäuse oder Schläfer genannt werden.
Die Haselmaus hat etwa die Größe einer Hausmaus aber ein oft goldgelbes Fell auf der Oberseite des Körpers und Schwanzes und eine hellgelbliche Färbung auf der Unterseite. Kehle und Brust haben einen weißlichen Fleck. Jungtiere kann man an einer dunkleren, gelbgrauen Farbe erkennen.
Im Vergleich mit echten Mäusen können Haselmäuse im Freiland sehr alt werden: Ein Höchstalter von sechs Jahren ist nachgewiesen; häufiger sind es allerdings nur zwei Jahre. Immerhin, denn Gelbhals- oder Rötelmäuse erleben im Normalfall ihren zweiten Geburtstag nicht.

 

Naturparkbewohnerin

Die Haselmaus ist überwiegend Europäerin und kommt von Südengland bis ins westliche Russland sowie vom Peloponnes und Sizilien bis Südschweden vor. Zudem gibt es in Kleinasien ein Vorkommen an der türkischen Schwarzmeerküste. Durch Schleswig-Holstein verläuft die nordwestliche Grenze des Haselmaus-Weltareals. Man kann sie hier westlich von Neumünster finden, doch die allermeisten Haselmäuse leben östlich einer Linie Plön - Bad Segeberg - Hamburg und der Naturpark Holsteinische Schweiz ist dabei eines ihrer Hauptverbreitungsgebiete.
Haselmäuse leben gerne in Wäldern, an Waldrändern und in Feldgehölzen, die einen dichten Unterwuchs aus Sträuchern und Jungbäumen haben. Ausgehend von solchen Orten haben sie sich in Schleswig-Holstein einen weiteren Lebensraum erschlossen: die Knicks. Allerdings nur, wenn sie den Anforderungen einer Haselmaus entsprechen. Sie mögen dichte, scheinbar undurchdringliche Knicks, in denen viele verschiedene Gehölzarten und krautige Pflanzen wachsen. Optimale Haselmaus-Knicks beherbergen mindestens 14 Gehölzarten. Hier finden sie über das gesamte Sommerhalbjahr genügend Nahrung und Platz, um ihre Nester anzulegen.

Bild rechts: Verbreitung der Haselmaus in Schleswig-Holstein 

 

 

© Naturpark Holsteinische Schweiz mit Haselmaus-Daten des LANIS SH (Stand 20.11.2024); Hintergrundkarte © 2024 OpenStreetMap contributors
© Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein

Luftakrobat und Kletterspezialist

Größere Unterbrechungen im Knick sind ungünstig, da sich die Haselmaus nur äußerst ungern auf dem Boden fortbewegt. Ihre Wege legt sie viel lieber kletternd und springend über Zweige und Äste zurück - mitunter sogar in den Kronen 30 m hoher Bäume! Ihr behaarter Schwanz hilft, beim Klettern und Springen die Balance zu halten und die Hände und Füße mit den langen, gelenkigen Fingern und Zehen sind optimal an das Klettern angepasst; sowohl an dünnsten Zweigen als auch an glatten Buchenstämmen. Zu Gesicht bekommt man sie selten, da Haselmäuse fast nur in der Dunkelheit umherklettern.

 

Vielfältige Nahrung

Haselmäuse können Zellulose weniger gut verdauen als manch andere kleine Säugetiere und sind auf nahrhafteres Futter angewiesen. Die Palette ist sehr groß und ändert sich im Verlauf des Jahres. Im zeitigen Frühjahr hat sie es auf die Blüten und Blütenknospen vieler Gehölzarten abgesehen. Wenn später mehr Insekten verfügbar sind, nimmt deren Anteil an der Nahrung zu und auch Vogeleier sind beliebt. Im Sommer und Herbst stehen zusätzlich zahlreiche Früchte auf dem Programm, wie die der Brombeere, Himbeere, Eberesche, Schlehe, vom Faulbaum, Geißblatt oder Weißdorn. Auch die Samen von Esche und Ahorn sowie Bucheckern sind beliebt und natürlich Haselnüsse!

Sie sind wegen ihres hohen Fettgehalts bei uns die wichtigste Nahrung der Haselmäuse vor dem Winter. Die Haselnüsse werden von ihr in ganz charakteristischer Weise aufgenagt, so dass man anhand der Schalen die Haselmaus in einem Gebiet nachweisen kann: Es entsteht ein fast kreisrundes Loch mit Zahnspuren parallel zum Rand (Bild in Bildergalerie unten), welcher glatt ist. Viele Mäuse nagen dagegen Löcher mit Zahnspuren senkrecht zum Loch und hinterlassen einen rauen Öffnungsrand und Eichhörnchen halbieren die Haselnussschalen, so dass Bruchkanten zurückbleiben.
Da die Haselmaus keine Nahrungsvorräte anlegt, wie Gelbhalsmaus, Eichhörnchen, Feldhamster und Co, muss sie ihr Gewicht im Herbst etwa verdoppeln, auf 30 bis 35g, um von ihren Fettreserven zehren zu können und den Winter zu überleben.

Bild rechts: Haselmäuse lieben die Früchte des Weißdorns!

© Sven Büchner
© Sven Büchner

Natürliche Feinde

Die Liste der Nachbarn, vor denen sich eine Haselmaus in Acht nehmen muss, ist lang: U.a. Eulen, Mauswiesel, Hermeline, Stein- und Baummarder, Dachse, Hauskatzen und Füchse fressen sie gerne. Überwinternde Haselmäuse im Bodennest werden vermutlich auch von Wildschweinen aufgespürt und verspeist.
Wird die Haselmaus von einem Feind am Schwanz erwischt, kann sie ihre Schwanzhaut abstreifen und auf diese Weise entkommen. Der übrige nackte Teil der Wirbelsäule vertrocknet und fällt schließlich ab oder wird von der Haselmaus abgenagt. Anders als bei Eidechsen kann der Schwanz nicht regeneriert werden, am Stummel wachsen jedoch Haare nach.
Ein großer Feind der Haselmäuse ist außerdem der Winter: 60 -70% einer Population überleben ihn nicht!

Bild links: Haselmäuse im Tiefschlaf

Schützen & Helfen!

Ganze Haselmauspopulationen werden aber vor allem durch uns Menschen und unser Handeln bedroht. Die Haselmäuse sind in der Roten Liste Schleswig-Holsteins heute unter Kategorie 2 „stark gefährdet“ geführt und brauchen unseren Schutz: 

 

  • Auf die richtige Knick-Pflege achten: Wird der jährliche, seitliche Zuwachs der Gehölze im Sommer zurückgeschnitten oder geschlegelt, können Nester der Haselmaus zerstört werden, da sie sich besonders häufig im äußeren Bereich der Gehölze befinden. Zudem geht so ein großer Teil des Fruchtansatzes der Sträucher verloren, so dass später im Jahr weniger Nahrung zu finden ist.
  • Dosiertes Auf-den-Stock-Setzen der Knickgehölze im Winter: Es sollten immer nur kurze Abschnitte der Knicks beschnitten werden, damit die im Frühjahr erwachenden Haselmäuse noch Rückzugsräume vorfinden.
  • Neue Knicks anlegen: Diese sollten aus vielen verschiedenen, heimischen Gehölzarten bestehen, die sich an vorhandene Knicks und Wälder anschließen oder diese verbinden. Das vergrößert den Lebensraum der Haselmaus und dient ihr als Korridor durch die Landschaft.
  • Bau von Grünbrücken über viel befahrenen Straßen: Auch dadurch wird ein Korridor geschaffen, der Haselmauspopulationen verbindet, wie gerade erstmalig an der A 21 nördlich von Bad Segeberg festgestellt wurde. Da Grünbrücken aber immer noch Ausnahmen bilden, sind Straßen häufig tödliche Hindernisse für Haselmäuse. 
  • Erhaltung von altem Baumbestand mit Baumhöhlen und Einsatz von Nistkästen: In Wäldern, in denen Haselmäuse leben, profitieren sie – und sehr viele andere Arten – von lebenden und toten Bäumen mit Höhlen, in denen sie ihre Nester anlegen. Solche Bäume müssen dringend erhalten werden. Dort, wo es nur wenige natürliche Baumhöhlen gibt, kann man die Haselmaus auch durch das Aufhängen von Nistkästen unterstützen. Hierfür eignen sich spezielle Haselmauskästen (siehe Fotogalerie unten), die mit der Öffnung zum Baumstamm aufgehängt werden. Abstandshalter neben der Öffnung ermöglichen der Haselmaus, zwischen Stamm und Kastenwand in den Kasten zu schlüpfen. Diese Konstruktion hält einige Vögel davon ab, den Kasten zu besetzen. Haselmäuse beziehen aber auch normale Vogelnistkästen, um die allerdings mehr Konkurrenz mit höhlenbrütenden Vögeln besteht. Die Einschlupföffnung für optimale Haselmauskästen sollte einen Durchmesser zwischen 28 und 35 mm besitzen.
  • Bio-Lebensmittel essen: Knicks, die auf biologisch bewirtschafteten Äckern liegen oder an solche grenzen, bieten den Haselmäusen in der Regel mehr Insektennahrung, da keine chemisch-synthetischen Insektizide in unmittelbarer Nähe eingesetzt werden. 
     

Nicht nur Vögel bauen Nester

Haselmäuse bauen kugelrunde Nester mit einem kleinen, seitlichen Eingang, die häufig aus einer Mischung von Gräsern und Laubblättern bestehen. Manchmal werden auch Streifen von Baumrinde oder Blätter von Farnen oder anderen krautigen Pflanzen verwoben. Von April bis November wechseln sie zwischen mehreren Sommernestern in ihrem Gebiet. Tragende Weibchen bauen vor der Geburt der Jungtiere spezielle Wurfnester, die mit 10-15 cm Durchmesser etwas größer und auch dichter geflochten sind als die anderen Nester. Haselmäuse errichten ihre Nester sowohl in dichter Vegetation, häufig in ein bis zwei Metern Höhe (Brombeer- und Schlehengestrüpp bevorzugt!) als auch in Baumhöhlen und Nistkästen. Den langen Winterschlaf hierzulande von fast einem halben Jahr verbringen die Haselmäuse meist einzeln zu einer Kugel zusammengerollt in einem etwa tennisballgroßen Winternest aus Pflanzenteilen, welches deutlich dicker gepolstert ist. Anders als die meisten Sommernester werden die Winternester am Boden gebaut und liegen häufig direkt unter Moosdecken und Laubstreu versteckt. Während des Winterschlafs wird die Körpertemperatur sehr stark abgesenkt, die Tiere sind völlig bewegungsunfähig und das Haselmausherz schlägt nur noch 6 bis 13 mal pro Minute. In regelmäßigen, kurzen Aufwachphasen wechseln einige Haselmäuse mitunter ihren Schlafplatz und ziehen in ein anderes Winternest um.

Fotogalerie unten: Durch Anklicken der Bilder werden die Beschreibungen sichtbar. 

Hätten Sie gedacht, dass...

…eine Haselmaus zusammen mit Alice am Teetisch im Wunderland saß?

…Haselmäuse an kalten, regnerischen Tagen im Frühling und Herbst in einen Mini-Winterschlaf, Tagestorpor genannt, mit reduziertem Stoffwechsel und gesenkter Körpertemperatur verfallen können?

...in Kasseedorf schon vollständig schwarze Haselmäuse gefunden wurden?

…ein Großteil der Insektennahrung einer Haselmaus aus Blattläusen bestehen kann?

...ein Haselmausweibchen bei Gefahr die Jungtiere in ein zweites Wurfnest tragen oder führen kann?

…das höchste Sommernest in einem Baum auf 33 m Höhe gefunden wurde?

Sie benutzen offenbar den Internet Explorer von Microsoft als Webbrowser, um sich unsere Internetseite anzusehen.

Aus Gründen der Funktionalität und Sicherheit empfehlen wir dringend, einen aktuellen Webbrowser wie Firefox, Chrome, Safari, Opera oder Edge zu nutzen. Der Internet Explorer zeigt nicht alle Inhalte unserer Internetseite korrekt an und bietet nicht alle ihre Funktionen.