© VDN-Fotoportal/Lonche

Der Fischotter

Naturpark-Tier 2004

Der Fischotter ist hervorragend an den Lebensraum Wasser angepasst. Sein Körper hat von der Nasen- bis zur Schwanzspitze eine torpedoähnliche Form, die ihm eine schnelle Fortbewegung im Wasser ermöglicht. Die Schwimmhäute zwischen seinen krallenbesetzten Zehen verhelfen ihm, sehr schnell zu schwimmen. Er kann dabei minutenlang tauchen. Damit der Otter bei seinen Tauchgängen im Winter nicht erfriert, hat er ein dichtes und wasserabweisendes Fell, das ihn vor Unterkühlungen schützt. Der Fischotter gehört neben dem Dachs zu den größten Vertretern aus der Familie der Marder. Er hat eine Gesamtlänge von etwa 1,2 m und erreicht ein Gewicht von ca. 10 kg. Der Otter ist dämmerungs- und nachtaktiv. Er lebt als Einzelgänger und sucht nur zur Paarungszeit einen Geschlechtspartner auf. Da es beim Otter keine festen Paarungszeiten gibt, kann das Weibchen zu jeder Zeit des Jahres nach einer Tragzeit von ca. 60 Tagen 1-3 Jungen bekommen, die dann ca.12 Monate lang bei ihrer Mutter verbleiben.

© VDN-Fotoportal/Lonche

Lebensraum und Lebensweise

Der Fischotter bevorzugt als Lebensraum Stand- und Fließgewässer mit dichter Ufervegetation und reichlich Fischen, Enten, Krebsen und Fröschen als Nahrung. Dabei lebt er in einem meist über 500 ha großen Streifgebiet und kann in einer Nacht mehrere Kilometer zurücklegen. Je nach Nahrungsangebot, Jahreszeit bzw. sexuellen oder sozialen Einflüssen nutzt der Otter unterschiedliche Aktivitätsräume. Wichtigstes Kriterium bei der Auswahl seines Lebensraumes ist das Vorhandensein von ausreichender Nahrung. Dieses gilt allerdings nur in störungsarmen Gebieten. Mit zunehmender Störung erlangt die Ufervegetation, die in einer bestimmten Dichte, Ver¬teilung und Höhe vorhanden sein muss, stärkere Bedeutung. Sie bietet dem Otter Schutz vor Feinden und im Wurzelwerk findet er Unterschlupf und gräbt seine Baue. Mit Einbruch der Dämmerung verlässt der Otter seinen Tagesunterschlupf und sucht die Gewässer sowie angrenzende Erlen-, Hochstauden- oder Röhrichtbestände nach Nahrung ab.

 

Gefährdung und Schutz

Der rapide Rückgang des Fischotters in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundets ist hauptsächlich auf die rigorose Bejagung sowie den gravierenden Landschaftsveränderungen zurückzuführen. Vor allem führte eine ausgeräumte Landschaft zu schlechten Lebensbedingungen. Es begann eine allmähliche Verinselung der Population in deren Folge der Otter aus dem Zentralbereich Europas verschwand. In den verbliebenen Ottergebieten erholen sich die Bestände heute wieder allmählich. Seit ca. 1990  besiedeln Fischotter auch wieder neue Gebiete des ehemaligen Lebensraums. Trotz jüngerer Erfolge im Fischotterschutz gehört die Art aber nach wie vor zu den vom Aussterben bedrohten Säugetierarten Mitteleuropas. Um den Otter langfristig in Europa zu erhalten, müssen die entstandenen Verbreitungslücken durch entsprechende Schutzmaßnahmen wieder geschlossen werden. Dem Naturpark Holsteinische Schweiz fällt dabei als Bindeglied zwischen den Otterbeständen eine überregionale Bedeutung zu. Daher ist es wichtig, dass der Otter sich im Naturpark wieder erfolgreich fortpflanzen kann. Von hier aus könnte dann eine Besiedlung neuer Lebensräume in Schleswig-Holstein erfolgen.

Maßnahmen zum Schutz des Otters:

•    Vermeidung unnötiger Störungen im Lebensraum des Otters
•    Sicherung von Otterwandertouren, z.B. durch Entschärfung von Gefahrenpunkten an stark befahrenen Straßen durch Neubau von weitlumigen Brücken, entsprechenden Brückenumbau oder die Anlage geeigneter Trockentunnel
•    Aufwertung des Lebensraums durch biotopverbessernde Maßnahmen, wie Erhöhung des Nahrungs- und Deckungsangebotes an Gewässerufern sowie eine umweltschonende Gewässerunterhaltung
•    Erhalt großflächiger unzerschnittener Lebensräume durch umsichtige Landschaftsplanung, gezielte Tourismuslenkung sowie die Vernetzung von Otterlebensräumen
•    Verhinderung des Ertrinkens von Ottern in Fischreusen durch Einsatz von Reusengittern

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet des Fischotters umfasste ursprünglich ganz Europa. Heute ist die Art in Mitteleuropa aufgrund von Bejagung und gravierenden Lebensraumverän-derungen in vielen Gebieten ausgestorben. In Deutschland befindet sich das Hauptverbreitungsgebiet des Fischotters östlich der Elbe, vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und in Ostsachsen. Kleinere Bestände existieren in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Bayern. In Schleswig-Holstein scheint er allmählich wieder aus Mecklenburg einzuwandern, denn seit 5 Jahren erhöht sich jährlich die Anzahl der Fischotternachweise.

Sein Vorkommen im Naturpark Holsteinische Schweiz ist bereits seit 2001 bekannt. Hier nutzt er hauptsächlich die ruhigeren Bereiche vom Behler See, Suhrer See, Vierer See, Großen und Kleinen Plöner See, Seedorfer See oder Warder See. Diese Gewässer scheinen die Hauptaufenthaltsorte von Fischottern innerhalb eines zusammenhängenden Verbreitungsgebietes zu sein.

© VDN / Gerry

Wusstest du schon, dass…

•    ein Otterfell ca. 50.000 Haare pro Quadratzentimeter hat, etwa halb soviel wie ein Mensch auf seiner gesamten Kopfhaut?
•    Fischotter bis zu 8 Minuten lang unter Wasser bleiben und dabei bis 18 m tief und ca. 400 m weit tauchen können?
•    Flussläufe bis zu 40km umfassen können?
•    früher das Fleisch des Otters in Klöstern zur Fastenzeit verspeist wurden und Otter dazu kurzerhand von Fleisch zu Fisch umdeklariert wurden?
•    Otter lange Zeit wegen ihres dichten Fells bejagt wurden und in Deutschland noch Anfang des 20. Jahrhunderts ca. 10.000 Otterfelle jährlich abgeliefert wurden?

Wasser Otter Mensch e.V.

Verein für Ökosystemschutz und -nutzung

Ziel des 1999 gegründeten Wasser Otter Mensch e.V. ist es, den Fischotter in Schleswig-Holstein durch Verbesserung des Lebensraums und Beseitigung von Störungen und Gefährdungspunkten wieder anzusiedeln. Dieses Ziel wird im Einklang mit den sogenannten „Naturnutzern“ verfolgt, um Akzeptanz und Nachhaltigkeit von Maßnahmen sicherzustellen. Die Mitglieder des Vereins sind vorrangig Interessen- und Berufsverbände aus Jagd-, Forst-, Fisch-, Teich- und Landwirtschaft sowie Wasser- und Bodenverbände, aber auch im Otterschutz aktive Einzelpersonen. Finanziell unterstützt wird der Verein von der Schutzgemeinschaft Wasser & Leben (SWL). Nach einer Bestands- und Schwachstellenkartierung in den Projektgebieten Schwartau, Trave, Schwentine und angrenzendem Seengebiet stehen nun konkrete Maßnahmen wie Bau eines Ottertunnels an der B76 bei Bösdorf im Vordergrund. Daneben werden zurzeit sichere Ausstiegsgitter für Otter an Fischreusen entwickelt und an Reusenfischer verteilt.


Weitere Information zu dem Verein gibt es unter:
www.wasser-otter-mensch.de oder
www.fischotter-schleswig-holstein.de oder bei:    
Wasser Otter Mensch e.V.
Oberonstraße 1
23701 Eutin
Tel. 04521 / 70690-12

Text: Steffen Behl

Sie benutzen offenbar den Internet Explorer von Microsoft als Webbrowser, um sich unsere Internetseite anzusehen.

Aus Gründen der Funktionalität und Sicherheit empfehlen wir dringend, einen aktuellen Webbrowser wie Firefox, Chrome, Safari, Opera oder Edge zu nutzen. Der Internet Explorer zeigt nicht alle Inhalte unserer Internetseite korrekt an und bietet nicht alle ihre Funktionen.