© Naturfotografie_Hannes Bonzheim

Der Seeadler

Naturpark-Tier 2021

Er ist ein charakteristischer Bewohner der gewässerreichen Region zwischen Kiel und Lübeck: In keinem anderen Teil Schleswig-Holsteins ist die Dichte der Revierpaare des Seeadlers höher. 2020 brüteten 19 Paare innerhalb des Naturparks und 18 Jungtiere wurden hier flügge. Dies ist eine seltene Erfolgsgeschichte des Naturschutzes, denn bis vor etwa 70 Jahren war der größte Adler Europas hierzulande aufgrund menschlicher Verfolgung ausgestorben. Das diesjährige Kalenderposter wurde erstellt in Zusammenarbeit mit Bernd Struwe-Juhl von der Projektgruppe Seeadlerschutz SH e.V. und mit finanzieller Unterstützung des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein.

© Naturfotografie_Hannes Bonzheim

Symbol des Naturparks

Die zahlreichen Seen bieten dem größten Adler Europas eine gute Nahrungsgrundlage. Hier setzt sich die Nahrung während der Brutzeit zu fast ¾ aus Fischen zusammen und zu annährend ¼ aus Wasservögeln. Im Winter kehrt sich das Verhältnis etwa um und es werden hauptsächlich Wasservögel gejagt. Neben Enten, Gänsen und Tauchern sind vor allem Blässrallen bei Seeadlern sehr beliebt und machen mehr als die Hälfte der erjagten Vögel aus. Kormorankolonien werden zudem häufig von Seeadlern angegriffen und sowohl Alttiere erbeutet, als auch Eier und die noch flugunfähigen Jungkormorane aus den Nestern geholt. Säugetiere, wie z.B. Hasen werden hingegen selten gejagt; allerdings fressen Seeadler gerne Aas, sowohl dieser, als auch anderer Tiergruppen. Auch das Abjagen der Beute anderer Vögel beherrschen Seeadler ausgezeichnet.

Lauscht den Rufen eines Seeadler Paares

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Riesen am Himmel

Schon aus größerer Entfernung kann man einen Seeadler oft gut erkennen: Mit einer Flügelspannweite von fast 2,50 m fallen die Weibchen und auch die etwas kleineren Männchen am Himmel kreisend sofort auf. Die brettartigen Flügel, der recht kurze, stumpf keilförmige Schwanz und der kräftige Schnabel sind ebenfalls charakteristisch. Anhand der Färbung kann man auf das Alter der Tiere schließen. Wenn ein junger Seeadler seine Flugfähigkeit erreicht hat und das Nest verlässt, sind, im Unterschied zum Alttier, der Kopfbereich und die Schwanzfedern überwiegend dunkel gefärbt. Über drei weitere Federkleider hat der Seeadler in der Regel frühestens im fünften Kleid, nach fünf Jahren, seine endgültige Färbung erreicht. Typische Altvögel haben ein recht uniform braunes Gefieder. Kopf, Hals und oberer Brustbereich sind deutlich hell abgesetzt und der sichtbare Teil der Schwanzfedern ist schneeweiß. Dieses Merkmal brachte dem Seeadler auch seinen englischen Namen „White-tailed Eagle“ und den lateinischen Artnamen „albicilla“ („Weißschwanz“) ein. Der Schnabel und die Iris sind jetzt zudem leuchtend gelb gefärbt.

 

 

© Thomas Hinsche

Tipp

Weitere Informationen, auch zum Umgang mit aufgefundenen toten oder verletzten Seeadlern gibt es auf der Hompage der Projektgruppe Seeadlerschutz unter: www.projektgruppeseeadlerschutz.de  

Familiengeschichten

Ab einem Alter von drei Jahren werden Seeadler geschlechtsreif. Sie tragen dann noch nicht das voll ausgefärbte Federkleid der alten Adler und brüten selten schon erfolgreich. Die Paare leben in Dauerehe zusammen und suchen oft immer wieder denselben Horst zum Brüten auf. Dieser wird im Naturpark häufig auf alten Buchen angelegt und jedes Jahr mit herangetragenen Ästen erweitert. Im Laufe der Zeit entstehen so Horste mit Durchmessern von über zwei Metern und Gewichten jenseits der 600 kg! Das führt bei Sturmlagen nicht selten zum Absturz des Horstes.


Bevor ein Paar mit dem Brüten beginnt, kommt es schon ab Oktober zu einer eher verhaltenen Herbstbalz, die dann ab Dezember in die eigentliche Balz übergeht, mit dem Höhepunkt im Februar. Das Adlerpaar lässt nun häufig im Duett Rufe ertönen und hebt zu gemeinsamen Balzflügen ab. Dabei kreisen die Partner gemeinsam im Revier und zeigen mitunter akrobatische Einlagen, wie das Berühren der Fänge des anderen mit sekundenlangem Trudeln Richtung Boden. Ebenfalls früh im Jahr, meist Anfang März legt das Weibchen dann ein bis drei Eier im Abstand von etwa zwei Tagen, die von beiden Elterntieren bebrütet werden. Nach circa 38 Tagen schlüpft der erste junge Adler. Nach 75 bis 90 weiteren Tagen und unzähligen Wasservögeln und Fischen, die beide Eltern verfüttern, werden die jungen Adler flügge und verlassen langsam das Nest.


Während einige Jungvögel das elterliche Revier früh verlassen, haben andere noch über viele Wochen eine Bindung, sowohl untereinander als auch zu den Eltern und werden von diesen mit abnehmender Häufigkeit weiter gefüttert. In dieser Zeit üben die jungen Adler das Ergreifen von Beute. Spätestens im Winter lösen sich die Familienbande und die jungen Adler legen manchmal hunderte von Kilometern zurück, auf der Suche nach neuen Nahrungsgründen. In den seltensten Fällen allerdings, machen sich gleich drei Jungadler auf den Weg ins Unbekannte, da statistisch nur etwa 1,2 Küken pro Brut flügge werden.

Der Seeadler in Schleswig-Holstein

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